Plotter bauen: Bauteile beschaffen
Für die Umsetzung des Plotters habe ich vorab einiges an Recherche betrieben: Die mögliche Maximalgröße war vor allem ausschlaggebend, aber auch die Verfügbarkeit der notwendigen Bauteile. Das ACRO System von Openbuilds schien mir die beste Lösung – Es kann in einer Größe von bis zu 1,5 × 1,5 m gebaut werden und die benötigten Teile sind bis auf ein paar Ausnahmen leicht in Europa verfügbar. Es wäre auch möglich gewesen ein Kit aus Amerika zu importieren, aber mir war wichtig, alles möglichst Regional zu beschaffen und dabei so gut wie möglich auf Amazon und Temu zu verzichten.
Glücklicherweise stellt Openbuilds auf ihrer Seite eine Liste der benötigten Teile zur Verfügung. Da diese Liste die Teile für alle möglichen Größenkonfigurationen enthält, musste ich herausfiltern, welche ich für mein Modell (1 × 1,5 m) benötige.
Zunächst habe ich den österreichischen Anbieter Constrakt kontaktiert, ob sie die nötigen Teile im Angebot haben. Leider waren nicht alle Teile dort verfügbar, weshalb ich viele der Bauteile bei Ratrig, einer portugiesischen Firma, bestellt habe.
Aus vorangegangenen Projekten hatte ich noch vieles an Elektronik: Etwa den Arduino Uno, ein Breadboard, das Stepper Shield , die Steppermotoren, den Servo und den Raspberry Pi 4. Wobei ich wegen einiger Probleme mit dem Servo noch Ersatz kaufen musste.
Den Großteil der restlichen Elektronik habe ich beim Neuhold, einem grazer Elektrofachhandel, gekauft. Einige kleinere Verbrauchsteile (z. B. Widerstände, und eine Schnittstelle für das Netzteil) konnte ich vom Traumwerk gegen eine kleine Materialspende beziehen.
Zu meiner Überraschung, war es erstaunlich schwierig die passenden Kabel zu finden. Openbuilds empfiehlt natürlich ihre eigenen Kabel zu verwenden. Diese sind in mit unterschiedlicher Litzenkonfiguration (2, 3, und 4) erhältlich, die farblich mit den Kabeln von z. B. den Steppermotoren abgestimmt sind, um das Verkabeln zu erleichtern, und ihren eigenen Steckverbinder gleich mitbringt. Laut Spezifikation haben sie 22 AWG. Dieser amerikanische Standard (AWG = American Wire Gauge) scheint in Europa eher weniger verbreitet zu sein, weshalb ich auf Frage nach dem AWG-Wert von Kabeln selten hilfreiche Antworten erhalten habe. Bei Neuhold Elektronik werden die Kabel mit dem Litzenquerschnitt gekennzeichnet. Glücklicherweise gibt es Umrechnungstabellen, wodurch ich doch noch Vergleichen konnte. Allerdings war es recht schwierig, Kabel mit der entsprechenden Litzenanzahl und so einem großen Durchmesser zu finden. Schlussendlich habe ich für fast alle Kabel eine etwas dünnere Alternative genommen. Bisher ohne Probleme. Dennoch habe ich die Kabel der Limit Switches im Nachhinein ausgetauscht, um sie durch geschirmte Kabel zu ersetzen. Die Switches sind besonders anfällig auf Fehlsignale, die durch die Steppermotoren generiert werden. Deshalb ist gute Schirmung hier wichtig.
Ein weiteres schwer erhältliches Teil, waren die Acrylglasplatten, die den Plotter zusammenhalten. OpenBuilds hat dafür ihr eigenes Design erstellt, welches sie auf ihrer Seite verkaufen. Obwohl sie sich als sehr offen geben und mehrmals auf ihrer Seite von Open-Source reden, sind die entsprechenden Produktionsfiles für die Platten nicht erhältlich. Ich konnte die entsprechenden Dateien allerdings über Thingiverse ausfindig machen: Der User ThothLoki hat sich die Mühe gemacht, dafür 3D- und 2D-Dateien zur Verfügung zu stellen.
Da ich mit DXF zuerst nichts anfangen konnte, und auch kein Adobe Illustrator mehr installiert habe, war es eine große Herausforderung, die Dateien für’s Lasercutten zu arrangieren. LibreCAD war die erstbeste Lösung, die mir untergekommen ist. Leider war es nicht so leicht, mich in dem Interface zurechtzufinden. Nachdem ich herausgefunden habe wie man DXF importiert, habe ich doch Inkscape verwendet.Glücklicherweise waren die Leute vom Mediacenter der FH Joanneum so nett, die Sachen bei ihnen zu cutten. Ein Freund hat mir ein Stück transparentes Acrylglas überlassen, aus dem ich alles ausschneiden konnte.
Nachträglich habe ich auch noch Schleppketten gekauft, weil ich mit den Kabelschläuchen nicht zufrieden war. Sie waren zu flexibel weshalb sie zu sehr herumgewabert sind beim Plotten. Da der Plotter kein vorgesehene Befestigung für Schleppketten hat, musste ich ein wenig improvisieren: Aus Lochblech habe ich kleine Winkel gebogen, die ich recht modular, wo nötig, anschrauben konnte. Leider konnte ich keinen lokalen Anbieter finden, der Schleppketten verkauft. Die letzte Conrad-Filiale hat leider schon vor ein paar Jahren geschlossen. Deshalb musste ich dann doch auf Amazon zurückgreifen. :(
Den Großteil der Bauteile konnte ich glücklicherweise auf Einmal kaufen, was den Beschaffungsprozess deutlich vereinfacht hat. Schwierig war für mich, gute Kompromisse oder Alternativen zu finden, wenn ich kein baugleiches Produkt kaufen konnte. Dafür fehlte mir oft die Erfahrung, weshalb ich viel Zeit in Recherche investieren musste. Besonders wenn spezialisierte Teile nicht bei Shops wie etwa Ratrig verfügbar waren, wurde es schwierig. Normale Baumärkte oder Elektrofachhändler haben diese oft nicht im Angebot, weshalb man dann recht schnell gezwungen ist auf Amazon auszuweichen. Ich habe mir viel mühe gegeben, Alternative Wege zu finden, und obwohl es nicht immer geklappt hat, bin ich zufrieden.